Ab Anfang März sollten wir täglich hunderte Geflüchtete bei der Registrierung rechtlich unterstützen. Über einen öffentlichen Aufruf suchten wir deshalb nach neuen Mitarbeitenden. Die Arbeit ging damit aber erst los.
Innert kürzester Zeit meldeten sich über 1’500 Personen auf unseren Aufruf. Unter Hochdruck legten wir daraufhin die Kriterien für einen Einsatz fest, prüften die eingegangenen Dossiers und stellten geeignete Personen ein. Ausgewählt wurden hauptsächlich Ukrainisch und/oder Russisch sprechenden Personen mit hoher Verfügbarkeit.
Engagiert und «Voll dabei!»
Im Schnellverfahren schulten wir die neuen Mitarbeitenden und bereiteten sie auf ihre Rolle vor. Diese besteht primär darin, die Schutzsuchenden im Registrierungsprozess zu begleiten, beim Ausfüllen der Formulare zu helfen und Fragen rund ums Aufnahmeverfahren und das weitere Vorgehen zu beantworten. Zudem unterstützen sie als Übersetzerinnen und Vermittler die Juristinnen und Juristen bei ihrer Arbeit. «Unverzichtbar», «flexibel», «engagiert und motiviert» oder «ohne sie wäre es unmöglich» heisst es von deren Seite über die neuen Mitarbeitenden, die über unterschiedlichste berufliche Erfahrungen und vielfältige persönliche Hintergründe verfügen.
Zahlreiche der neuen Teammitglieder haben einen persönlichen Bezug zur Ukraine. Und viele sind froh, nicht untätig sein zu müssen. Auch neu aus der Ukraine Angekommene helfen mit. So übernehmen zum Beispiel die Eltern einer Mitarbeiterin die Betreuung der Enkel. Sie sind kurz nach Kriegsbeginn zu Ihrer Tochter in die Schweiz gekommen.
Über die gemeinsame Muttersprache bauen unsere Ukrainisch sprechenden Mitarbeitenden schnell einen Draht zur Klientschaft auf. Oft geht das Engagement über das blosse Ausfüllen von Formularen hinaus – hin zu mitfühlenden Gesprächen. Ganz nebenbei lassen sie ihr persönliches Netzwerk spielen und können manchmal Unterkünfte oder sogar Jobs vermitteln.
Facts and Figures (Stand Ende Juni)
- Seit dem Start des Aufnahmeverfahrens konnten in Zürich und Bern täglich zwischen 100 und 500 Geflüchtete registriert werden.
- Insgesamt durchliefen bisher schweizweit über 56‘000 Personen das Aufnahmeverfahren.
- Neue Mitarbeitende der RBS Bern leisteten im BAZ Bern und Zürich 8’100 Arbeitsstunden.
- Juristinnen und Juristen der RBS Bern leisteten im BAZ Bern und Zürich insgesamt 4’080 Arbeitsstunden.
- Insgesamt kamen bisher 119 neue Mitarbeitende und 48 Juristinnen und Juristen der RBS Bern zum Einsatz.
- Das RBS Bern-Team ist innert 3 Wochen um rund 200% aufgestockt worden.
Eine Ausnahmesituation
Der herausfordernde, zeitintensive und lehrreiche Einsatz hinterlässt emotionale Spuren. Denn unter den Schutzsuchenden aus der Ukraine befinden sich keinesfalls nur junge und gesunde Leute, sondern auch betagte Personen, (unbegleitete) Kinder, Menschen mit Beeinträchtigungen oder Kriegsversehrte. Sie treffen mit Haustieren, Koffern oder nur einer Plastiktüte ein. Oft sind sie am Ende ihrer Kräfte. Neben den betroffen machenden Erlebnissen bleiben aber auch heitere Momente. Etwa wenn eine Geflüchtete bemängelt, sie sähe auf dem Foto für den Ausweis viel zu müde aus. Daraufhin schmunzelt man gemeinsam, da das Foto nicht für einen «Beauty-Contest» gedacht ist.
Zusammengefasst ist die Ukraine-Hilfsaktion ein ausserordentlicher Team-Effort. Alle Beteiligten sind gefordert. Wir sind allen bisherigen und neuen Mitarbeitenden für diese wichtige, belastende Arbeit und die flexiblen Einsätze unglaublich dankbar – ohne sie wäre die Registrierung der Schutzsuchenden nicht zu schaffen!