Im Jahr des 150sten Geburtstags Thomas Manns sind dessen politische Schriften und insbesondere seine Reden an die «Deutschen Hörer» von besonderer Relevanz. Mit unbeugsamer Haltung hat Thomas Mann den Kampf aufgenommen gegen Hitler und die Nazis. Er hat vorgelebt, dass das Bekenntnis zu Grundwerten und zum Erbe der Aufklärung und des Humanismus zuallererst einer Geisteshaltung entspringt.
Nichts könnte heute wichtiger sein als eine reflektierte Debatte über die radikalen politischen Dynamiken, die wir wieder überall am Werk sehen, die wir verstehen und denen wir widerstehen müssen. Ein Gespräch mit dem Soziologen Oliver Nachtwey und der Politologin Natascha Strobl soll diese Debatte voranbringen.
- Daniel Binswanger, Co-Chefredaktor der Republik, moderiert das Gespräch
- Jeanne Devos, Schauspielerin, liest Auszüge aus Thomas Manns Texten
Wann: Montag, 15.12.2025
Wo: im Foyer des Stadttheaters Bern
Tickets gibt es hier.
Der Rahmen
Die Reden an die Deutschen von Thomas Mann sind eines der beeindruckendsten Dokumente eines auf dem Respekt vor Grundwerten beruhenden, geistigen Widerstands gegen den Faschismus. Und sie sind in den heutigen Zeiten des Wiederaufziehens einer faschistischen oder zumindest autoritären, zutiefst antihumanistischen, zutiefst menschenfeindlichen Politik ungeheuer aktuell. Die Lektüre dieser Reden stellt ganz direkt die Frage an die Gegenwart: Wie verhindern wir die moralische und kulturelle Barbarei?
Die Gäste
Oliver Nachtwey hat diesen Herbst gemeinsam mit Carolin Amlinger das Buch «Zerstörungslust. Elemente des demokratischen Faschismus» herausgebracht. Ihre Analyse reflektiert die Unterschiede des historischen (antidemokratischen) und des heutigen (sich als hyperdemokratisch verstehenden) Faschismus. Sie liefert eine soziologische Erklärung für die neue Dynamik am rechten Rand. Und sie macht Vorschläge für Widerstandsstrategien.
Natascha Strobl gehört ebenfalls zu den profilierten deutschsprachigen Expertinnen für den Aufstieg der Neuen Rechten. Mit «Radikalisierter Konservatismus» hat sie einen Bestseller geschrieben, in dem sie analysiert, wie Donald Trump innerhalb der Republikaner oder Sebastian Kurz in der ÖVP Ressentiments bedienen und eigene Narrative schaffen, um in einer steten Suche nach der Konfrontation ihre Anhängerschaft zu mobilisieren. Und wie sie dabei auf die Methoden rechtsradikaler Bewegungen und Organisationen abstellen.